Rezertifizierung IPMA Level D: Money for Nothing

Nun bin ich also rezertifiziert. Nicht, dass ich mein IPMA Level D Zertifikat in den letzten fünf Jahren jemals gebraucht hätte. Aber verfallen lassen wollte ich es auch nicht als ich im Dezember 2016 die Aufforderung zur Rezertifizierung erhielt. Also nahm ich den lästigen bürokratischen Aufwand von „Zertifizierungsantrag – F01“ über „Selbstbewertungsbogen – F02“ bis zu „Nachweis von PM-Tätigkeit und Zertifikatsbewertung – F05D“ auf mich. Immerhin im Internet und nicht schriftlich. Ein paar Wochen später erhielt ich dann eine E‑Mail, dass mein Rezertifizierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen sei und ich alsbald mein neues Zertifikat erhalten würde. Toll! Gestern kam das Zertifikat an mit einer Rechnung über 250,– Rezertifizierungsgebühr. Meiner Meinung nach völlig ungerechtfertigt.

Zunächst war ich ja der Meinung, Level D Zertifikate würden nicht verfallen. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass dem wohl seit 01.04.2006 nicht mehr so ist. Seither haben alle Zertifikate eine Gültigkeit von 5 Jahren. Laut GPM (die Zahlen finden sich bei den Beschreibungen der einzelnen Level) sind in Deutschland ca. 85% aller Zertifikate Level D (ca. 11% Level C, ca. 4% Level B und deutlich unter einem halben Prozent Level A). Rezertifizierung für Level D ist also eine Einnahmequelle, die man nicht vernachlässigen sollte.

Zunächst aber: In dubio pro reo. Nehmen wir also für den Moment noch an, es gäbe nicht-materielle Gründe, warum eine Rezertifizierung für Level D sinnvoll sein könnte. Laut GPM ist Kernkompetenz für Level D:

Hat Projektmanagementkenntnisse in allen Kompetenzelementen.

Man kennt also sein Handwerkszeug, kann Hammer und Säge unterscheiden und ohne größeren Schaden für sich und die Umwelt anwenden. Was im Gegensatz zu allen höheren Level für Level D nicht gefordert ist, ist Erfahrung im Projektmanagement:

Erfahrung in den Kompetenzelementen des Projektmanagements wird nicht notwendigerweise vorausgesetzt, es ist aber von Vorteil, wenn der Kandidat sein PM-Wissen schon in einem gewissen Rahmen zur Anwendung gebracht hat.

Was will die PM-Zert nun auf Level D noch rezertifizieren ? Wären es nur meine Kenntnisse, dann hätte ich eine erneute Prüfung ablegen müssen. Musste ich aber nicht. Stattdessen wurden im Bogen „Nachweis von PM-Tätigkeit und Zertifikatsbewertung – F05D“ Projektmanagement-Tätigkeiten abgefragt (mindestens 12 Monate in den letzten 5 Jahren). Um rezertifiziert zu werden muss ich also Erfahrung nachweisen. Daraus folgt, dass es nun also zwei Klassen von Level D gibt: die Erstzertifizierten ohne Erfahrung und die Rezertifizierten mit Erfahrung.

Gerade weil Zertifikate Orientierung geben sollen, halte ich diese erfahrungsbasierte Rezertifizierung auf Level D für eine schlechte Idee. Für mich als Inhaber des Zertifikats bringt die Rezertifizierung keinerlei Nutzen, denn auf dem Papier bin ich nicht von einem Erstzertifizierten unterscheidbar. Es hat daher den Anschein, als wäre diese Rezertifizierung hauptsächlich als Einnahmequelle gedacht. Vermutlich gelang es in der Vergangenheit nicht, genügend Level D für das erfahrungsbasierte und damit auch sinnvoll rezertifizierbare Level C zu begeistern.

Vielleicht schämt man sich dafür ja auch ein wenig und versteckt deshalb die Gebühren für die Rezertifizierung im ganzen Prozess sehr gut. Ich hätte mir von Anfang einen klaren Hinweis auf die Gebühren gewünscht. Weder in der Aufforderung zur Rezertifizierung noch bei der Anmeldung im Internet bin ich meiner Meinung nach darauf hingewiesen worden. (Ich kann es leider nicht beweisen, weil ich die E‑Mail schon gelöscht habe.) Die einzige Stelle wo ich jetzt beim genauen Nachlesen auf einen Hinweis gestoßen bin ist im Antrag zur Rezertifizierung:

Beim sechsten(!) Spiegelstrich wird darauf hingewiesen, dass die „Zertifizierung durch PM-ZERT entgeltpflichtig ist“. Ohne Link auf die Gebühren, wohlgemerkt. Diese muss man sich erst auf der Seite der GPM suchen und auch dort sind sie in einem PDF versteckt und nicht direkt auf der Seite sichtbar. Nach Einreichen meines Antrags auf Rezertifizierung habe ich meiner Meinung nach keinerlei E‑Mail mit einem Hinweis auf die Gebühren bekommen. Entsprechend überrascht war ich über die Rechnung. Jeder noch so kleine Versandhändler macht das besser: da bekomme ich vor der Lieferung eine Bestätigung meiner Bestellung mit den Kosten dafür!

Fazit: Inhaltlich ist die Rezertifizierung auf Level D nicht begründbar und mangels Unterscheidbarkeit ohne Mehrwert. Money for nothing.

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